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stieg, unter den Franzosen aber die Rede, Manfred sei todt, sich schnell
verbreitete und bis zuin Könige drang. Biele eilten mit dem Picarden
zur Stelle, wo jener gefallen war: man fand den nackten Leichnam und
neben ihm den edlen Theobald.
Im Siegesübermuthe hingen Einige den erschlagenen König über
einen Esel, und Einer von ihnen rief laut: „Wer kauft Manfred?" —
aber ein französischer Baron züchtigte ihn, in richtigem Gefühle, hart
wegen dieser Frechheit. Als der Leichnam, welcher zwei tödtliche Wun-
den am Haupte und in der Brust zeigte, vor den König Karl gebracht
war, ließ er alle gefangenen Barone herbeirufen und fragte jeden ein-
zeln, ob dies Manfred sei. Sie antworteten furchtsam: „Ja." Nur
Graf Iordanus rief, als er ihn erblickte, in ungemessenem Schmerze:
„O mein Herr, o mein König!" und bedeckte laut weinend sein Gesicht
mit den Händen. Die Franzosen ehrten Iordanus für solche Treue;
Graf Richard von Caserta hingegen, der Verräther, welcher auch herbei
gerufen ward, um über seinen getödteten Schwager ein trockenes Ja
äuszusprechen, fand für so beschämende, vernichtende Stellung darin wohl
keinen hinreichenden Ersatz, daß ihn der König Karl seinen Getreuen
nannte.
Die französischen Großen baten jetzt, daß für Manfred ein ehren-
volles Begräbniß bewilligt werde; Karl'aber schlug es streng ab: denn
ein Gebannter, ein Ketzer dürfe nicht in geweihter Erde liegen. Daher
vergrub man ihn in aller Stille nahe bei der Brücke von Benevent.
Allein nicht bloß das Volk, sondern auch die Franzosen häuften ihm
theilnehmend dadurch ein Ehrendenkmal, daß jeder einen Stein zu seinem
Grabe trug, und der Ort selbst hatte oder erhielt den bedeutenden Namen:
Fels der Oiofen! Nachmals fand jedoch der Cardinalgesandte, Erzbischof
von Corenza, diese Stelle sei zu gut, der Boden kirchliches Eigenthum,
und Manfred verdiene überhaupt keine Ruhestätte in seinem ehemaligen
Reiche. Darum ließ er ihn wieder ausgraben und nach der Grenze von
Abruzzo und Picenum bringen. Hier, in einem abgelegenen, von düstern
Felsen eingeschlossenen Thale, welches der Fluß Verde kurz vor seiner
Vereinigung mit denr Teronto bildet, wurde Manfred, ohne daß ein
Priester die Leiche geleitet, ohne Weihspruch und Glockengeläut zum zwei-
ten Male begraben. In der Nähe steht eine einsame Mühle; unter den
benachbarten Leuten lebt bis auf den heutigen Tag die Sage von dem
schönen, geistreichen, unglücklichen Könige Manfred'! F. v. Raumer.
114. Die Schlacht an der March.
Am Freitag, Rudolfs liebstem Schlachttage, den 26. August 1278
früh vor sechs Uhr zog das vereinigte Heer über die Hügel und erblickte
den Feind jenseits des Weidenbachs auf der Ebene. Ottokar hatte
zuletzt sein Lager daselbst genommen, bis dicht an den Fluß, von wel-
chem es umströmt ward; wahrscheinlich floß damals die March um die
ungerragische Aue, wo jetzt das alte Bett ist. Zwischen den Heeren
war das Land theilweise mit Rohr bewachsen und hatte den Anschein
eines Sumpfes, wahrscheinlich der jetzige sogenannte Speibersee.
König Ottokar hatte sein Heer in sechs Haufen und eine Nachhut
getheilt. Der erste bestand aus dem größten Theil der Böhmen; die
Mähren und die Böhmen von Pilsen bildeten den zweiten, Meißner und
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Extrahierte Personennamen: Manfred Theobald Karl Karl Manfred Iordanus Graf_Richard_von_Caserta Karl Karl Manfred Corenza Manfred Manfred Rudolfs August Ottokar Ottokar Ottokar Ottokar
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und Waffen?" Es sind, antwortete man ihm, die Guelfen aus Tos-
cana. Da rief er laut: „Welch löbliche Treue für ihre Partei! Wo
leisten mir die Ghibellinen solche Hülfe, die ich unterstützte mit aller An-
strengung, mit Gut und Blut!" — „Auch Ghibellinen," fuhren Jene
fort, „sehen wir im feindlichen Heere;" und der König erwiderte: „Die
treulos Undankbaren! sie denken sich zu sichern, möge ich siegen oder Karl
von Anjou."
Manfreds rascher und thätiger Angriff ermuthigte indeß die noch
immer heldenmüthig widerstehenden Deutschen, und er erwartete, daß
sich, seiner verständigen Anordnung zufolge, auch die übrigen Abtheilun-
gen schnell hierher wenden und durch vereinten Andrang auf den wich-
tigsten Punkt obsiegen würden. In diesem entscheidenden Augenblicke
rief ihm ein Krieger zu: „O Herr, seht, welch eine große Schaar Eures
Volks zu den Feinden übergeht, seht, wie so Viele dort verrätherisch
fliehen!" Als Manfred erschreckt sich umsah, stürzte ihm sein mit silber-
nem Adler geschmückter Helm vom Haupte auf den Sattel nieder, und
er sprach: „Das ist ein Zeichen Gottes: denn ich hatte den Helm mit
meinen Händen so befestigt, daß er niemals von selbst herabfallen
konnte!" Dann, den hochbejahrten Accursius anredend, fuhr er fort:
„Gedenke, daß du des Kaisers, meines Vaters, Mundschenk wärest, daß
er mich dir vor Allen einpfahl; rathe mir getreulich!"— „Das ist wohl
zu spät!" antwortete dieser in wehmüthigem Zorne. „Wo sind nun Eure
Geiger und Dichter, die ihr mehr als Ritter "und Knechte liebtet, daß sie
versuchen könnten, ob Karl auch nach ihrem süßen Getöne tanzen möchte?
Euer Leben aber will ich Euch erhalten mit meinem Tode!" — Er nahm
den Helm und des Königs Abzeichen und stürzte sich in die Schlacht;
der getreue Knecht ward erschlagen, sein Herr aber nicht gerettet. Denn
als dieser rings um sich nur Flucht und Verrath sah, fühlte er, esz'ei
die Stunde gekommen, welche nie zu überleben er längst beschloßen
hatte. Auch er drang hinein in das wildeste Getümmel und ward nie
wieder gesehen.
Getödtet wurden: 3000 Reiter, Fußgänger und Söldner; gefangen
wurden: die Grafen Iordanus und Bartholomäus Lancia und viele
andere Edle. Der Sieg schien vollkoinmen; als aber Karls Barone ihm
dazu Glück wünschten, zeigte er fast keine Freude, sondern sagte: „Dem
Tapfern genügt kaum die^Welt; was ist es weiter einen Mann zu besie-
gen!" — Daran lag ihm aber doch viel, zu wissen, wo dieser eine
Mann sei, ob er lebe oder ob er umgekommen.
Nach zweien Tagen hatte man von Manfred noch keine Spur;
endlich sahen die gefangenen Grafen Iordanus und Bartholomäus Lancia,
daß ein Picarde dessen Pferd ritt, und fragten ihn erschreckt,^ woher er
das Pferd habe, uird was er von dessen früherem Besitzer wisse. Jener
sagte hierauf aus: „ Während der Schlacht stürzte ein Ritter mit einem
Begleiter (es war der edle Römer Theobald von Annibalis gewesen) unter
unsere Schaar, laut die Seinen zum Kampfe anfeuernd. Wären jene
treu und tapfer, wie er, gefolgt, wahrlich sie hätten gesiegt; so aber traf
nieine Lanze den Kopf seines Pferdes, es bäumte sich und stürzte mit
dem Reiter zu Boden. Diesen ergriffen Knechte aus unserem Heere und
erschlugen ihn, plündernd, mit vielen Streichen. Mir wurde dies Pferd
und dieser Gürtel zu Theil." — Die Beschreibung des Getödteteu stimmte
ebenfalls dergestalt, daß die Sorge der Theilnehmenden immer höher
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Extrahierte Personennamen: Karl
von_Anjou Karl Manfreds Manfred Geiger Karl Karl Karls Manfred Bartholomäus_Lancia Theobald_von_Annibalis
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112. Sforza's Ende.
(Jacob Mutius degli Attendoli, später Sforza genannt, war der Stammvater
dss mailändischen Fürstenhauses der Sforza. Als Condottiere bald hier, bald
dort in Diensten, war er zuletzt der gefürchtete Feldherr der Königin Johanna Ii.
von Neapel. Als solcher kämpfte er gegen Alfons V. von Aragonien, und
Braccio da Mantone, einen der größten Kriegshelden jener Epoche
Unmittelbar nach Alfonsens Abreise ward Sforza von der Königin
nach den Abruzzen geschickt, um Acquila, von Braccio belagert , zu ent-
setzen. Mit häufigen Botschaften hatten die Acquilaner um Hülfe gefleht.
Sforza, nachdem er seinen Sohn Francesco und eine andere Schaar,
die sich in Apulien befand, an sich gezogen, drang.sin die Abruzzen vor
und nahm mehrere kleine Städte, die in Braccio's Gewalt waren. Die
Weihnachten feierte er in Ortona. Als sich nach vollendetem Hochamt
die Hauptleute um ihn versalmnelten, erzählte er ihnen seinen Traum in
der verwichenen Nacht. Er habe sich mitten in einem See befunden,
den heiligen Christoph aber von fern gesehen und um Beistand angerufen.
Jener habe sich von ihm abgewandt. Francesco und die Uebrigen baten
ihn, seinen Aufbruch zu verschieben; denn er wollte am andern Morgen
bei Pescara über den Sangro gehn. Sforza jedoch versetzte, daß nie-
mals Eile so nöthig gewesen sei, als eben jetzt.
Die Besorgnisse der Freunde vermehrten sich, als beim Auszuge
aus der Stadt der Fahnenträger mit dem Pferde stürzte und die Standarte
zerbrach. Man gelangte an den Fluß. Der Feind stand aus der anders
Seite der Furt und hatte dort Pfähle eingerammelt und Bogenschützen
aufgestellt. Da versuchte Francesco mit seiner Schaar den Uebergang
an der Mündung des Stroms in's Meer, das hier lagunenartig und
sumpfig ist. Er kam glücklich an's andere Ufer, und jagte den Feind
nach Pescara zurück. Mit begeist-erter Freude gewahrte Sforza von fern
die Tapferkeit seines Sohns und forderte nun die Seinigen ebenfalln
zum Uebergang auf. Aber diese zauderten, da sich eben ein heftiger
Ostwind erhob und die Wellen des Meeres den Fluß anschwellten und
zurücktrieben. Um den Untergebenen Muth einzuflößen, ritt Sforza mit
einem Knaben, der ihm den Helm trug, voran; Niemand folgte. Als
sie sich in der Mitte des Wassers befanden, begann der Knabe zu sinken.
Sforza griff nach ihm und wollte ihn bei den Haaren emporziehen. Da
wichen dem Pferde auf dem schlammigen Boden die Hinterbeine und
Sforza glitt vom Sattel. Schwergeharnischt, wie er war, vermochte er
nicht zu schwimmen. Zweimal wurden seine eisernen Handschuh über
dem Wasser gesehen; dann verschwand er. Vergebens ward späterhin sein
Leichnam gesucht, den der Fluß in's Meer schwemmte.
So starb Sforza am dritten Jänner 1424 im fünf und fünfzigsten
Jahr seines Alters, nachdem er so vielen Schlachten getrotzt, so vielen
Nachstellungen entgangen war. An Geist mochten ihm vielleicht andere
Feldherrn seiner Zeit überlegen sein, an Tapferkeit kam ihm keiner gleich.
Gegen Feinde war er großmüthig, gegen Verräther unerbittlich, in der
Mannszucht streng, zum Schutz des Landvolks stets bereitwillig, von
Habsucht so weit entfernt, daß er die Truppen häufig mit den Einkünf-
ten seiner Schlöffer bezahlte. Bei wichtigen Unternehmungen pflegte er
alle seine Hauptleute um Rath zu fragen; doch um nicht ihren Dünkel
zu nähren, fing er von gleichgültigen Dmgen zu sprechen an, und gelangte
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Extrahierte Personennamen: Jacob_Mutius Sforza Sforza Alfons_V. Braccio_da_Mantone Sforza Braccio Sforza Christoph Sforza Francesco Sforza Sforza Sforza Sforza Sforza
329
von Mirepoix, zählte 1000 französische Reiter; die zweite, geführt von
ihm selbst und dem Grasen Guido von Montfort, bestand aus 900 pro-
venyaliscken Reitern; die dritte, befehligt von Giles le Brun und dem
Grafen Robert von Flandern, etwa 700 Reiter stark, war zusammen-
gesetzt aus Flamländern, Brabantern, Picarden und Savoyern. Außer
diesen drei Abtheilungen des eigentlichen Heeres bildeten aber die Guel-
fen aus Toscana unter dem Grafen Guido Guerra eine vierte, welche
stch auf 400 Reiter belief. Schon in der Lombardei hatten sich diele
(seit Besiegung der Ghibellinen in Modena und Reggio reich und wohl
gerüstet) den Franzosen zugesellt, hoffend durch deren Hülfe einst ihr
Vaterland wieder zu beherrschen. Zwischen den Reitern war auf Karls
ausdrücklichen Befehl das Fußvolk zertheilt, um jenen, bei der Ermat-
tung ihrer Pferde, im Fall übermächtigen Angriffs zu Hülfe zu kommen
und die feindlichen Reiter oder Pferde zu erschießen oder zu erstechen.
Ueber die Zahl des gesamten französischen Heeres weichen die Nach-
richten sehr von einander ab; auch nach der geringsten Angabe war es
stärker, als das Heer Manfreds.
Die Schlacht begann damit, daß die leichten französischen Fußgän-
ger sich gegen die Saracenen vorwagten, welche ihnen ihres ungeord-
neten Zuges halber nicht gefährlich, ihres Unglaubens wegen verächtlich
und Hassenswerth erschienen: und wiederum warteten diese, durch spöt-
tische Aufforderung gereizt, höhere Befehle nicht ab, sondern eilten auch
ihrerseits vorwärts und erlegten mit geschickt abgeschossenen Pfeilen so
viele ihrer Gegner, daß die übrigen in große Unordnung geriethen. Als
aber die erste französische Reiterschaar unter Philipp von Montfort und
dem Marschall von Mirepoix zu deren Unterstritzung anrückte, geriethen
die Saracenen um so nrehr in Noth, als ihre isiseile den gerüsteten Rei-
tern keinen Schaden thaten. Dies erblickend, setzte sich Gras Galvan,
ebenfalls ohne weitere Befehle abzuwarten, mit seinen Deutschen in
Bewegung; welches alles zeigt, daß von beiden Seiten kein zusammen-
hängender Plan entworfen und ausgeführt wurde, ja daß überhaupt
keine gleichzeitige allgemeine Schlacht stattfand, sondern diese sich in eine
Reihe von einzelnen Gefechten auslöste.
Die französischen Reiter griffen mit gewohnter Lebhaftigkeit an,
aber die Deutschen, besser gerüstet, besser beritten und ausharrend tapfe-
rer, schlugen sie mit großem Verluste gänzlich in die Flucht. Als Karl
sah, daß dies denen widerfuhr, welchen er am meisten vertraut hatte,
wandte er sich zu ihrer Unterstützung; aber auch er war nicht im Stande,
den Sieg herbeizuführen, weil "die Deutschen mit längeren Schwertern
und Keulen schon in der Ferne trafen, und alle etwa glücklich angebrach-
ten Streiche auf ihren starken Rüstungen ohne Erfolg blieben. Da rief
Karl, Besonnenheit nie verlierend: „Stecht die Pferde nieder, stecht mit
der Degenspitze unter die Achseln und in die Fugen der Rüstungen!" —
Mit so großer Gewandtheit ward diese Vorschrift befolgt, daß viele
Deutschen verwundet zu Boden stürzten und sich in ihrer schweren Rüstung
nicht schnell wiederum aufrichten und am Gefechte Theil nehmen konnten.
Dem Könige Manfred entging diese ungünstige Wendung der
Schlacht nicht, weshalb er, Karls Beispiel nachahmend, mit seiner Abthei-
lung nun auch zur Unterstützung der Deutschen herbeieilte. In demselben
Augenblicke sah er, daß eine dritte Schaar der Feinde nach derselben
Stelle hinzog, und fragte: „Wer sind Jene dort im Schmuck der Pferde
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Extrahierte Personennamen: Guido_von_Montfort Giles_le_Brun Robert_von_Flandern Guido_Guerra Karls Philipp_von_Montfort Philipp Marschall_von_Mirepoix Karl Karl Karl Karl Manfred Karls Karls
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und man rieth zur Schlacht oder zum Aufschübe, nicht bloß aus innerer
Ueberzeugung, sondern je nachdem Eigennutz, Feigheit oder schon beschlos-
sener Verrath dabei Vortheil zu finden schien. Insbesondere stellten sich
Mehrere, als erlaube ihnen ihre Vaterlandsliebe nicht, an den verkehrten
Maßregeln Manfreds Theil zu nehmen, als sei es höhere Pflicht, ihre
eigenen Besitzungen zu decken, als zürnten sie dem Könige, weil er die
Schlacht lediglich auf den Rath seines Sterndeuters wünsche! — Man-
fred war tief bewegt, als er diese Erscheinungen bemerkte; denn er mußte
es erleben, daß Einige ihm ganz allgemeinhin den Rath gaben, er
möge fliehen und seine Sache aufgeben. Da rief er im zornigen Schmerze:
„Lieber will ich heute hier sterben als König, denn fliehend und bettelnd
als ein Elender in der Fremde umherirren!" Kalte Berechnung und
Gemüthlosigkeit hatten indessen nicht ganz die Oberhand behalten, die
Grafen Lancia, der Römer Theobald von Annibalis und mehrere Andere
traten begeistert hervor und sprachen: „Herr, dein Leben ist unser Leben,
dein Heil unser Heil; ohne dich wartet unser nur Schande und Elend.
Für dich wollen wir kämpfen und siegen, oder sterben sogleich in dieser
Stunde!" Diesen Worten stimmten Manche bei, welche den Verdacht,
daß sie bei S. Germano übereilt geflohen wären, von sich abwälzen
wollten; Manfred endlich sehnte sich nach einem schnellen, entscheidenden
Ausgange. Er sprach zu den jetzt in größerer Zahl um ihn Versam-
melten:
„Unsere Feinde sind endlich erschienen, aber nicht an Kraft und
Schönheit dem frühern Rufe entsprechend. Wie klein, wie abgemagert
sind die Pferde; wie leicht muß der Sieg sein, wenn wir ihnen keine
Zeit lassen zur Erholung! Nur der erste Angriff der Franzosen ist heftig
und furchtbar; finden "sie ausharrenden Widerstand, so verwandelt sich
ihre Tollkühnheit in unglaubliche Feigheit. Und wir, deren Vorfahren
so oft die Gallier schlugen, sollten uns fürchten vor denselben Gegnern?
Wir, zeither frei und unabhängig, sollten ihrer schnöden Tyrannei den
Nacken beugen, oder von der Gnade dieser Fremden entehrende Lebens-
fristung erbetteln? Wahrlich dagegen wäre der Tod ein Gewinn, und
mannhaft wollen wir, wo nicht den Sieg erkämpfen, doch im Tode
Befreiung finden."
Unmittelbar nach diesen Worten ordnete Manfred sein Heer in drei
Tressen. Das erste bestand aus 1200 deutschen Reitern, auf deren Treue
und Tapferkeit er am meisten rechnete; an ihrer Spitze stand sein Oheim,
Graf Galvan Lancia. Das zweite zählte etwa 1000 Reiter aus Tuscien
und der Lonrbardei und ward angeführt von seinem zweiten Oheime,
dem Grafen Iordanus Lancia. Das dritte bildeten 1400 apulijche und
saracenische Reiter, an deren Spitze sich der König selbst stellte. Sein
weit zahlreicheres Fußvolk und die, ihm vor Allen zugethanen, mit Bogen
bewaffneten Saracenen wurden auf ähnliche Weise^vertheilt oder den
Ritterschaaren zugesellt. Die Franzosen schätzten die Stärke dieses ganzen
Heeres auf 5000 gerüstete Reiter und 10,000 Saracenen. Ob und wie
viel sonst noch Fußvolk vorhanden war, wird nicht mit Bestimmtheit an-
gegeben. Im Rücken Manfreds lag Benevent und der Fluß Calore;
rechts der Bach Tammaro; links streckte sich die Ebene von Rojeto bis zu
dem Wege, welcher nach S. Germano führt.
Auch Karl von Anjou theilte sein Heer in drei Schaaren. Die
erste, geführt vom Grafen Philipp von Montfort und dein Marschall
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Extrahierte Personennamen: Manfreds Theobald_von_Annibalis Manfred Manfred Graf_Galvan_Lancia Iordanus_Lancia Rojeto Karl_von_Anjou Karl Philipp_von_Montfort Philipp
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noch sieben andern Rittern zur unentgeltlichen Begleitung der Wall-
fahrten, indem sie in die Hände des Patriarchen das dreifache Ge-
lübde ablegten, und Blut und Leben dem Könige der Welt widme-
ten. Balduin Ii. (*) pries ihren frommen Entschluß, aber selbst
nicht im Skmde, sie auszurüsten, mußte er sie an die Mildthätig-
keit gottesfürchtiger Glaubensbrüder verweisen. Sic lebten von Al-
mosen, trugen die Kleider, die man ihnen schenkte, und wenn zwei
Brüder auszogen, eine andächtige Karavane zu beschützen, mußten
sie sich mit einem Pferde behelfen. Die Chorherren des Tempels,
von Mitleid bewogen, nahmen sic in der Straße, die ihr Eigen-
thum war, auf, und der König gab ihnen Ländereien; aber kaum
war ihr Ruf in Europa bekannt geworden, so mehrten sich auch
ihre Einkünfte von Monat zu Monat. Der Abt von Clairvaur
entwarf eine Verfassung für sie nach der Regel der Benedictiner,
welche Honorius Ii. im Jahre 1128 zu Trohes in Champagne
bestätigte, indem er ihnen zugleich ein weißes Kleid ohne Abzeich-
nung zur Ordenstracht gab. Sie gelobten ewige, blutige Verfol-
gung der Feinde des Kreuzes, unbedingten Gehorsam gegen ihre
Oberen und Unterwerfung unter die Gesetze der strengsten Kriegs-
zucht. Ohne den Ruf des Anführers durfte keiner aus der Schlacht
zurückkommen; den Fliehenden erwartete unauslöschliche Schande
und ein langsamer, qualvoller Tod. Eingeschränkt auf die Wahl
zwischen Sieg oder Untergang, wurden sie den Ungläubigen im
Kampfe bald so furchtbar, daß der bloße Anblick ihrer schwarz und
weiß getheilten Fahne hinreichte, eine zehnfach überlegene Anzahl in
die Flucht zu treiben.
Die Hochherzigkeit ihrer Aufopferung stimmte noch vollkomm-
ner zu dem Geist des Ritterthums, als das Gelübde der Hospi-
taliter, die Bedingung eines unbescholtenen Adels schmeichelte dem
Stolz der Geschlechter, und in kurzer Zeit zählten die Ritter des
Tempels unter ihren Brüdern noch mehr Mitglieder aus der Classe
der Bannerhcrren und selbst aus fürstlichem Geblüt, als ihre Ne-
benbuhler vom Orden des Hospitals. Fulco V., Graf von An-
jou, obgleich mit Ehrenberga, der Erbin von Mahenne ver-
mählt, trat schon 1120 der nur erst sich bildenden Verbrüderung
bei, und die Verfassung derselben erlaubte auch späterhin Ausnah-
men von der Regel zur Gunst vcrheiratheter Ritter. Papst Eu-
) Seit 1118 König von Jerusalem.
TM Hauptwörter (50): [T37: [Gott Mensch Herr Herz Leben Wort Welt Himmel Tag Hand], T27: [Kirche Luther Lehre Kloster Jahr Bischof Schrift Papst Reformation Wittenberg], T10: [Volk König Mann Leben Zeit Land Mensch Krieg Feind Vaterland]]
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Extrahierte Personennamen: Balduin Honorius_Ii Honorius Fulco_V. Mahenne